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Oberbekleidung aus Wolltuch wurde – wenn sie nicht schon von natur aus grau oder braun war – im Mittelalter wohl durchaus häufig gefärbt, wie uns Handelsdokumente, Bodenfunde und Abbildungen zeigen. Während im Hochmittelalter einfache Stoffe wohl oft noch im Hausbereich gefärbt wurden, so setzt mit der Verstädterung des Spätmittelalters ein Wechsel auf professionelle Tuchmacher ein, da diese den Zugriff auf die benötigten Chemikalien - wie das aus Italien importierte, zum Beizen notwendige, Alaun - hatten und über Routine und die erforderliche Ausrüstung verfügten.
Das Grundprinzip des Färbens auf der Basis von Pflanzenfarben ist in den meisten Fällen gleich: Zunächst wird die Wolle gebeizt (z.B. mit Alaun), damit die Verbindung zwischen Farbstoff und Haarfaser besser zustande kommt. Anschließend wird das Färbemittel im Wasser erhitzt (quasi ausgekocht) und der Stoff ohne weiteres Erhitzen abkühlend oder bei gleichbleibender Wärmezufuhr gefärbt.
Um den Stoff gleichmäßiger zu färben und Fleckenbildung entgegen zu wirken, aber auch gemusterte Stoffe zu ermöglichen, wurde wohl vorwiegend das Garn vor dem Weben gefärbt (siehe die Untersuchungen von Sakuma zur
Färberei in Nürnberg
). Alternativ kann sogar bereits die unversponnene Wolle gefärbt werden, was aber der Verflechtung von Färbern und Webern (im Gegensatz zu den Spinnern) z.B. im mittelalterlichen Nürnberg widerspricht. Auch das Färben der gewebten Tuche, wie es eigentlich auf vielen Abbildungen (so in der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung) zu sehen ist, scheint eine untergeordnete Stellung eingenommen zu haben.
Im Folgenden werden kurz die wichtigsten Farben im bürgerlichen Milieu des Mittelalters vorgestellt. Dabei ist es durchaus nicht in allen Details bekannt, welche Farben dieser Bevölkerungsschicht zugänglich waren. Kleiderverordnungen (insb. regionale) sind dazu nicht bekannt. Daher wird sich das verwendete Spektrum über das Angebot und den Preis (der sich aus der benötigten Menge an Färbemittel und der Anzahl an Arbeitsschritten ergibt) reguliert haben. Generell gilt jedoch: Je dunkler der Stoff und je gleichmäßiger die Färbung, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ein Forchheimer Bürger diesen Stoff sich leisten konnte. Neben der Färnung ist nicht zuletzt auch die Qualität und das Material des Stoffs entscheidend.
Die meisten Feld- und Wiesenpflanzen, aber auch Bäume, ergeben auf Wolle eine gelbe Färbung. Ein besonders intensives und schönes Gelb ergibt dabei die Reseda luteola, auch Färberwau genannt - und unter diesem Namen bereits bei Karl dem Großen bekannt (und bereits in der Antike kultiviert wurde). Die gelb färbende Wirkung dieser ca. 50-150cm hohen Pflanze - die im Ganzen färbt, nicht nur in den Blättern - wird bereits von Vituv und Albertus Magnus beschrieben. Die gezeigten Farbbeispiele zeigen eine relativ blasse Färbung auf der Basis von Birkenblättern und eine Färbung auf der Basis von Reseda.
Durch Zugabe von Eisen schlägt die Farbe häufig in Grün um. Deshalb gelten Gelb und Grün als einfach und günstig zu erhaltende Farben. Eisenvitriol wurde wohl bereits im Mittelalter im großen Stil zum Erreichen dieses Effektes eingesetzt. Mittelalterliche Färberezepte führen für Gelb Grün die Färberscharte (Seratulla tinctoria) an, siehe z.B. die Nürnberger Handschrift N I (14. Jhdt.), das Mittelalterliche Hausbuch. Grün wird in diesem Fall durch die Überfärbung eines blauen Stoffes mit Scharte erhalten. Auch Handelsurkunden des 13. bis 15. Jhdts. deuten auf eine wirtschaftliche Bedeutung der Färberscharte hin. Eine weitere bereits im Mittelalter verwendete Pflanze ist der Rainfarn, für Grün auch der Ysop (siehe Oberdeutsches Färbebüchlein, 15. Jhdt.).
Eine einfache und fürs späte Mittelalter nachweisbare Möglichkeit zum Färben von Braun liegt in der Verwendung der äußeren Schalen von Walnüssen. Diese enthalten den Farbstoff in einer derart hohen Konzentration, dass bereits eine Kaltfärbung möglich ist. Zudem enthalten sie sehr viele Gerbsäuren, so dass das Beizen bei dieser Färbung unnötig ist. Damit stellt die Walnussfärbung mit Abstand die günstigste und technologisch einfachste Möglichkeit zum Färben von Wollstoff dar. Auf der Basis gefaulter grüner Nussschalen wird in der Innsbrucker Handschrift (ca. 1330) "schwarz" gefärbt.
Rot wurde im bürgerlichen Bereich besonders aus der einheimischen Krappwurzel (Rubia tinctorium, auch Färberröte) gewonnen. Die Wurzeln dieser strauchartigen - in den asiatischen Arten als Kriechpflanze ausgeprägten - Pflanze werden zum Färben zerschnitten oder gemörsert. Daneben existieren weitere bekannte importierte Möglichkeiten (Kermes, Purpur, Rotholz), die Rottöne ergeben. Insbesondere das Rotholz (auch als Brasilholz bekannt - nach dem später Brasilien benannt werden sollte) stellte im Spätmittelalter eine ernsthaften wirtschaftliche Konkurrenz zum Krapp dar. Beide Pflanzen enthalten in erster Linie den Farbstoff Alizarin. Die Innsbrucker Handschrift von 1330 gibt ein Rezept zum Färben mit Brasilholz, auch spätere Handschriften zeigen ein großes Interesse an der Färberei des "Pariser Rot".
Im Gegensatz zu den bisher genannten Farben wurde Blau nicht auf Basis eines Beizfarbstoffes gewonnen, sondern unter Nutzung des Küpenfarbstoffes Indigo. Im Mittelalter wurde dieser im Wesentlichen aus dem Waid gewonnen, der zwar gezielt angebaut wurde, aber nur eine geringe Konzentration des Farbstoffes enthält. Zentrum des deutschen Waidanbaus war Thüringen im Raum Erfurt. Von dort wurde der Waid in Form von vorgefertigtn Kugeln zum Färben als Zwischenprodukt gehandelt. Solcherlei Waidfuhren wurden von den Tuchhändlern in Nürnberg ebenfalls benötigt und so stellte der Waidhandel auch einen Faktor im Zollwesen des Regnitztals dar. Auch der teurere Indigofarbstoff aus asiatischen Indigopflanzen wurde im Spätmittelalter bereits importiert und wird in der der Innsbrucker Handschrift (1330) aufgeführt. Einfachere Blaufärberezepte des 15. Jhdts. listen auch Beerenfarben auf. Das heute ebenfalls bekannte Blauholz hatte im Mittelalter keine Bedeutung in Europa.
Eine moderne Möglichkeit zum Verkürzen dieses mittelalterlichen Färbeprozesses unter Beibehaltung der Resultate bietet die Verwendung von bereits ausgefälltem Indigo sowie der Beschleunigung durch die Verwendung von Hydrosulfiten. Gibt man diese und Indigo in eine stark basische Umgebung (z.B. mit Natronlauge oder Kalilauge), so ergibt sich nach Oxidation des gefärbten Stoffes der gewünschte blaue Farbton. Beim Färben mit Indigo oder Waid ist dabei streng darauf zu achten, dass nicht zu viel Sauerstoff beim Färben eingebracht wird.
Auch Schwarz ist eine färbbare Farbe. Prinzipiell bieten sich dafür die teure Methode der Mehrfachfärbung (z.B. Krapp + Waid) oder die Verwendung von Baumrinden, wie die der Schwarzerle unter Zugabe von Eisen an. Diese Art der Färbung ist u.a. im Nürnberger Kunstbuch aus dem 15. Jhdt. dokumentiert.
Weitere Farbabstufungen ergeben sich generell durch Mehrfachfärbungen, d.h. dem wiederholten Färben mit dem selben Farbstoff, und Doppelfärbungen, d.h. dem sukzessiven Überfärben mit zwei Farbstoffen.
Die folgenden Abbildungen geben eine Übersicht über die auf Wolle und Seide erreichbaren Farben. Letztlich war es im Mittelalter durchaus möglich, jede denkbare Farbe auf Wolle zu färben, so dass das oft zitierte Bild vom dunklen und farblosen Mittelalter jeder Grundlage entbehrt.
Das Färben von Leinen ist ebenfalls durchaus machbar (z.B. durch Verwendung von Waid), liefert aber schlechtere Ergebnisse. Da Leinen jedoch vorwiegend für Unterbekleidung verwendet wurde, erübrigt sich das Färben jedoch. Statt dessen genügt das Bleichen durch die Sonne.
Stand 17.10.2010 23:56:56 Uhr