Schuhe
:
|
Typologie
|
Material+Methoden
|
Lederverarbeitung
|
Schuhbauanleitung
|
Primitive und frühe Schuhe
|
Schlupfschuhe
|
Halbschuhe, seitlich
|
Halbschuhe, oben
|
Riemchenschuhe
|
Knöpfriegelschuhe
|
Hohe Schuhe
|
Stiefel
|
Kinderschuhe
|
Schnabelschuhe
|
Verzierte Schuhe
|
Die Schuhe von Chelles
|
Trippen
|
Sandalen
|
Oberflächenverfeinernde Verfahren für Leder gab es auch im Mittelalter bereits eine ganze Reihe. O. Goubitz führt die wichtigsten davon auf. Dazu zählen auch die Durchbruchsverfahren, die ich bei meinen
Verzierten Schuhen
verwendet habe.
Färben von Leder
Verfahren zum Färben von Leder sind bereits seit sehr lang tradiert, die ersten mittelalterlichen Handschriften zu diesem Thema stammen bereits aus dem 8. Jahrhundert (Lucca-Ms.), im deutschen Raum jedoch erst ab dem 14. Jahrhundert. Die Quellenlage deutet darauf hin, dass gefärbtes Leder im Früh- und Hochmittelalter tendenziell aus dem mediterranem Raum nach Mitteleuropa gehandelt wurde, während es im Spätmittelalter eher vor Ort produziert wurde.
Die mittelalterliche Lederfärberei konzentriert sich dabei im Wesentlichen auf das Erreichen der Farbe Rot durch Färbung mittels Krapp. Das Vorgehen ist hierbei identisch zum Färben von Stoffen. Allerdings ist zu beachten, dass besonders gute Ergebnisse durch Verwendung von alaungegerbtem, also weißem, Leder erhalten werden können. Es sollte möglichst Caprinae- oder Wildleder verwendet werden. Hauptanwendungsgebiet für dieses rote Leder, meist unter dem Namen Korduanleder gehandelt (nach Cordoba), waren wohl Bucheinbände. Abbildungen zeigen jedoch auch in anderen Lederprodukten gerötetes Leder. Als weitere Farbstoffe für rotes Leder sind die Blätter des Holzapfelbaumes, Rotholz und Eisenrost überliefert.
Das Beispiel auf der linken Seite zeigt ein Stück vegetabil gegerbtes Rindsleder, das bei geringer Temperatur (~40°) für ca. 10 Minuten in einer klassischen Rotholz-Färbeküpe mitgefärbt wurde, in die eine geringe Dosis Alaun zugegeben wurde.
Auf der rechten Seite ist alaungegerbtes Leder gezeigt, das ohne Wärmezufuhr, also "kalt", mit Krapp gefärbt wurde. Die Dauer ist hier deutlich höher, im konkreten Beispiel etwa 3 Tage.
Doch auch andere Farben konnten auf Leder erzielt werden: Quellen sprechen von Indigo, Beerensäften, Safran, und Grünspan für blaues, gelbes und grünes Leder. Ein Beispiel eines oberflächenbehandelten blauen Leders auf Basis einer Indigoküpe habe ich nebengestellt. Evtl. wurde auch mit Hilfe von Mineralfarben Leder gefärbt, doch im Gegegnsatz zu den Pflanzenfarben (die von der Textilfärbung her gut bekannt waren) lassen sich hierfür keine schriftlichen Quellen finden.
Schuhleder wurde wohl oft geschwärzt, zum Teil einfach pragmatisch aus Gründen des Lederschutzes (Ruß + Fett). Später etablieren sich Verfahren auf der Basis von Eisen- oder Kupfersalzen in Kombination mit Wein oder Essig (M VIII). Diese Technik ist besonders einfach selbst durchzuführen: Einfach etwas Eisenvitriol in Essigwasser lösen und das Leder mit dieser Lösung einstreichen (dadurch wird das Leder weniger angegriffen als bei einem Tauchverfahren).
Vergolden von Leder
Auch für das Vergolden von Leder gibt es eine Reihe von Anwendungsgebieten. Bekannt sind besonders kleine Ornamente bei Bucheinbänden, doch auch im Bereich der Schuhe wurde vergoldetes Leder eingesetzt, siehe
Die Schuhe von Chelles
. Rezepte im deutschen Raum finden sich nach E.Ploss zum Beispiel in der Tübinger Handschrift. Grundprinzip ist das Aufbringen von Eiweiß auf dem Leder mit anschließendem Auftrag des Blattgoldes mit oder ohne Erhitzen.
Bemalen von Leder
Eine weitere Verzierungstechnik, die im Kontext mittelalterlicher Schuhe angetroffen werden kann, ist das Bemalen. Dabei kommt Temperamalerei zum Einsatz. Das nebenstehende Beispiel zeigt eine ca. 10cm große Malerei auf vegetabil gegerbtem Leder.
Stand 22.09.2011 17:43:53 Uhr