Schach in Oberfranken
Mit leicht modifizierten Regeln war das Schachspiel auch im Mittelalter verbreitet - wobei hier vermutlich durchaus eine Relation zum sozialen Status gegeben sein mag.
Das gezeigte Schachbrett aus Keramik mit engobierten Feldern orientiert sich am Fund aus Lußberg, Lkr. Bamberg, der in die 2. Hälfte des 13. Jhdts. datiert wird. Die zugehörigen Bauern entsprechen ebenfalls den dortigen Funden.
Aus dem selben Fundkomplex in Lußberg stammt ein zweites, deutlich einfacher gehaltenes Schachbrett, das in Form und Design mit einem weiteren Original aus dem Coburger Umland verglichen werden kann, das etwa auf 1300 zu datieren ist und sich heute in der Veste Coburg befindet.
Die Offiziere - in der indisch-persischen Deutung ursprünglich: König, Wesir, Elefant, Reiter und Streitwagen - zeichnen sich durch modifizierte Regeln aus. Die meisten Figuren verhalten sich wie im heutigen Schachspiel, doch gelten in der allgemein anerkannten Übertragung der Regeln folgende Abweichungen:
Diese arabische Form des Schachs wird erst im Laufe der Neuzeit von der heutigen Spielweise verdrängt. Die gezeigten Keramikfiguren für die Offiziere orientieren sich in der Form an den in Germanischen Nationalmuseum Nürnberg ausgestellten Adelsdorfer (Ldkr. Neustadt/Aisch im heutigen Mittelfranken) Figuren aus dem 10.-12. Jhdt., die jedoch aus Hirschgeweih gefertigt wurden. Generell scheint sich das Schachspiel laut Hans Jakob spätestens im 13. Jahrhundert zum verbreiteten Zeitvertreib in der Stadt Bamberg und auf den Adelsitzen der Umgebung durchgesetzt zu haben. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Erwähnung im Renner Hugos von Trimberg (ca, 1300), eine Abschrift dessen von 1402 ein Edelfräulein und eine Dame beim Spiel gerahmt von folgenden Zeilen zeigt:Sy gent irem aygen synne nachVnd verdienen gotz tzornGot geb das sy icht verlornNoch ist ainerley spilDas herre phlege von dem noch vilSünd vnd schand chumpt ettwennSchachzabel ich das nenn
Bälle
Einfache Lederbälle können für verschiedene Spiele verwendetet werden. Aus dem Schleswiger Fundgut ist ein Exemplar aus dem 12. Jahrhundert bekannt, doch zieht sich dieser Typus bis weit in die Neuzeit und wird im Spätmittelalter um mehrteilige Varianten ergänzt. Oft wurde robustes Bovinae-Leder verwendet und u.a. mit tierischen Haaren, Sand oder Kalk gestopft. Die hier gezeigten Bälle orientieren sich in der Größe und Form am Schleswiger Exemplar, das einen Durchmesser von 3-4cm hat und damit zur kleineren Gattung der Lederbälle gehört. Sie weisen Durchmesser von 3 bzw. 7 cm auf. Dadurch erscheinen die Bälle eher linsenförmig.
Kinderspielzeug
Kleine Tonfiguren und -puppen dienten quer durch das Mittelalter als Spielzeug für Kinder. Kruselerpuppen, d.h. figürliche Darstellungen modisch gekleideter Frauen mit Kruseler (also stark gefälteltem Koptuch) tauchen im fränkischen Raum erst im Laufe des 14. Jahrhunderts auf, sind also noch nicht typisch für das 13. Jahrhundert.
Es war eine mittlere Überraschung, als im Jahr 2005 bei einer archäologischen Grabung in der Magdeburger Altstadt ein Komplex von Gussformen aus Kalkstein gefunden wurde. Diese Gussformen dienten zur serienmäßigen Herstellung von Zinngussobjekten. Darunter befindet neben Fibeln und anderen Schmuckobjekten sich auch der nebenstehende Reiter, der oft als Aushängeschild dieses Fundkomplexes gesehen wird.
Der Fundkomplex selbst ist vor 1280 anzusetzen, wobei eine Laufzeit von ca. 100 Jahren anzunehmen ist. Damit wird mit den Magdeburger Steingussformen fast das gesamte 13. Jahrhundert abgedeckt.
Der Reiter ist in seiner Funktion umstritten, da das Original im Gegensatz zum hier gezeigten Nachguss auf der Rückseite eine kleine Dreiecksfibel auf der Rückseite aufweist, die aber viel zu klein für eine Gewandspange erachtet wird. Daher erfolgt hier die Einordnung als Spielzeug - wofür es durchaus auch andere Beispiele im Magdeburger Komplex gibt. Der Fuß der Figur ist ebenfalls anders als im Original.
Würfel
Einfache Knochenwürfel mit gebohrten und farblich abgesetzten Löchern finden sich quer durch das Mittelalter.