Hochmittelalterliche Messer
Messer sind im 13. Jahrhundert vorwiegend als sog. Griffangelmesser anzutreffen, d.h. der Fortsatz der Klinge (die Angel) wird in den hölzernen Griff eingebrannt. Die hier abgebildeten Messer sind Rekonstruktionen angelehnt an Funde vom Bamberger Domberg, jeweils mit einem Griff aus Buchsbaumholz und angesetzter (gefalteter) Schneide bei einseitig angeschliffener Klinge und geradem Rücken (beim größeren Exemplar mit einer Klingenlänge von ca. 12cm) bzw. geknicktem Rücken (beim kleineren Exemplar mit einer Klingenlänge von ca. 8cm) [1].
Spätmittelalterliche Messer
Im Gegensatz zu den hochmittelalterlichen Messern steht die typische Messerform des 15. Jahrhunderts, bei der im Griff die Angel mit Nieten befestigt wird.
Als Beispiel einer regionalen Replik sei die nebenstehende Arbeit nach einem Exemplar aus dem Bestand des Reichsstadtmuseums Rothenburg o.d.T. angeführt. Das relativ dünne Messer mit gerader, angesetzter Schneide und gebogenem Rücken zeigt 6 Nieten an den Griffschalen und Messingbeschläge mit Ritzdekor. Der Rücken der Replik besteht aus historischem Raffinierstahl. Da das Messer aus dem Altbestand des Museums stammt, ist eine genauere Datierung als "um 1500" leider nicht möglich.
Ein zweites Messer aus dem Rothenburger Reichsstadtmusem ist noch ein wenig kürzer und feiner gearbeitet, zeigt aber geringere Verzierungen der Buntmetallapplikationen. [2]
Daubenschalen
Keramikteller sind für das 13. Jahrhundert in Franken nicht nachzuweisen. Demnach wurde vorrangig aus Holzgefäßen gegessen, wobei im Fundgut der wesentlichen Holzfunde im deutschen Raum im Hochmittelalter mehr Daubenschalen als gedrechselte Schalen auftreten. Daubenschalen bestehen aus einfachen Holzplättchen, die mit einer Weidenbindung zusammen gehalten werden. Durch die Verwendung der Holzplättchen ist der Holzverbrauch geringer als bei gedrechselten Schalen, was die Daubenschalen billiger macht als gedrechselte Schalen. [3]
Spätmittelalterliche Holzschalen
Aus dem Windsheimer Fundkomplex des 15. Jahrhunderts sind zahlreiche hölzerne Teller und Schalen erhalten. Das hier gezeigte Beispiel aus Ahorn hat einen Durchmesser von ca. 21,5cm und zeigt einen ausbiegenden Rand und einen abgesetzten Standfuß.
Sehr ähnlich ist auch ein zweites Exemplar einer tellerartigen Holzschale, ebenfalls aus Ahornholz mit einem Duchmesser von 21cm. Interessant hierbei ist, dass dieses Objekt als Fund innen und außen völlig schwarz war, als sei es geteert gewesen.
Natürlich gibt es im Mittelalter auch andere Formen von Holzschalen und -schüsseln. Ein Beispiel sei hier mit einer kleinen Holzschale gezeigt, ebenfalls nach einem Fund aus Bad Windsheim. Diese Schale ist ebenfalls aus Ahornholz und zeigt einen abgesetzten Standfuß. Eine mögliche Interpretation dieses Gefäßes ist der Einsatz als Trinkgefäß.
Hochmittelalterliche Löffel
Da es noch keine Gabeln im heutigen Sinne gab, stellte neben dem Messer der Löffel das wichtigste Teil des Bestecks dar. Einer der wenigen vollständig erhaltenen Löffel des Hochmittelalters aus dem deutschen Raum stammt aus Konstanz. Die nebenstehende Abbildung zeigt eine Replik dieses Löffels mit dem charakteristischen Griffende aus Eibenholz. [3]
Stücke von Löffeln sind deutlich mehr erhalten. Ein zweites Beispiel einer Rekonstruktion orientiert sich an einem Bruchstück aus Schleswig. Wie bei vielen hochmittelalterlichen Bruchstücken wurde hierbei Ahornholz verwendet, die Laffe eher langgezogen und der Griff einfach gerade auslaufend gestaltet. [5]
Spätmittelalterliche Löffel
Löffel des 14. Jhdts. unterscheiden sich in ihrer Formensprache nur unwesentlich von den bekannten Bruchstücken des 13. Jhdts. Ein auffälliges - und nicht repräsentatives - Beispiel hat sich in Freiburg/Konstanz [3] erhalten, wobei der Griff charakteristisch zur Laffe abgeknickt ist. Die gezeigte Rekonstruktion ist aus Ahornholz gefertigt, wobei das Original wiederum aus Eibenholz ist.
Ein weiteres Beispiel einer im 14. Jhdt. neu auftretenden Verzierung an Löffel zeigt das nebenstehende Beispiel aus Konstanz: Hier findet sich das Kreuz - das im Stadtwappen von Konstanz bis heute zu finden ist - am Ende des Griffs; ein Hinweis auf einen möglichen Handel außerhalb der Stadt [3]. Wie beim Original wurde bei dieser Rekonstruktion Ahornholz verwendet.
Löffel aus dem ausgehenden Spätmittelalter haben sich im fränkischen Raum glücklicherweise im Fundkomplex aus dem Spital in Bad Windsheim [4] erhalten, der in die Zeit um 1500 zu verorten ist. Doch auch dort wurden nur 15 Stück gefunden, weshalb in der Publikation hierzu vom Löffel als einem im Spätmittelalter immer noch stark personalisierten Gegenstand ausgegangen wird.
Im Gegensatz zu den hochmittelalterlichen Löffeln zeigen sich hier vermehrt verkürzte Griffe und oval angelegte Laffen. Auffallend ist darüber hinaus die vermehrte Verzierung dieser einfachen Löffel, vermutlich um die Personalisierung zu konkretisieren.
Das erste (links gezeigte) Beispiel mit einer Länge von 12,5cm ist vollständig erhalten und fällt durch die plastische Wulst am Griffende auf, die in dieser Form sonst nicht anzutreffen ist. Das Blatt ist oval, für die Holzart liegt kein Gutachten vor.
Quasi der Prototyp des Löffels mit einer ovalen Laffe und einem einfachen Griff ohne weitere Sperenzchen wird durch das vorliegende Beispiel aus Ahornholz verkörpert. Das entsprechende Original hat eine Gesamtlänge von 12,2cm, wovon auf den Griff 6,5cm entfallen. Der größte Durchmesser des Blatts liegt bei 5,3cm; der rechte Rand des Originals ist leicht beschädigt.
Das zweite Beispiel aus Ahornholz (links) ist ein Stückchen kürzer (nur 11,2cm) und zeigt als Besonderheit einen Ring am Beginn des Griffs, der eine Länge von 6,1cm aufweist. Hier ist beim Original die linke Seite etwas beschädigt.
Auch wenn Ahornholz im Fundgut dominiert, so gibt es auch Beispiele aus anderen Hölzern, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.
Ein weiterer kurzer Löffel ist vermutlich aus Nußbaumholz. Er hat eine Gesamtlänge von 12,0cm mit einem Griff von 5,0cm und einer größten Breite des Blatts von 5,1cm. Das Blatt ist am Rand etwas beschädigt.
Sonstiges
Das nebenstehende Bild zeigt einige sehr einfache geschnitzte Spatel, wie sie zwischen den Löffeln ebenfalls im Fundgut auftreten [6]. Zum Teil werden diese auch als Löffel mit sehr flachen Laffen interpretiert.
Abschließend seien noch einige hochmittelalterliche Rekonstruktionsansätze gezeigt, die auch (maschinell) gedrechselte Schalen mit einschließen.
Quellen
[1] Hennig, Lothar (Hrsg.): Geschichte aus Gruben und Scherben. Archäologische Ausgrabungen auf dem Domberg in Bamberg. Studien und Beiträge zur Ausstellung. Historisches Museum Bamberg. Druckerei Fruhauf. Bamberg: 1993.
[2] Reichsstadtmuseum Rothenburg o.d.T., Dauerausstellung
[3] Müller, Ulrich: Holzfunde aus Freiburg/Augustinereremitenkloster und Konstanz. Herstellung und Funktion einer Materialgruppe aus dem späten Mittelalter. Konrad Theiss Verlag. Stuttgart: 1996.
[4] Janssen, Walter: Der Windsheimer Spitalfund aus der Zeit um 1500. Ein Dokument reichsstädtischer Kulturgeschichte des Reformationszeitalters. Wissenschaftliche Beibände des Germanischen Nationalmuseums, Band 11. Verlag des Germanischen Nationalmuseums. Nürnberg: 1994.
[5] Vogel, Volker (Hrsg.): Holzfunde aus dem mittelalterlichen Schleswig. Ausgrabungen in Schleswig. Berichte und Studien 17. Wachholtz Verlag. Neumünster: 2006.
[6] Gühne, Arndt: Stadtarchäologie in Freiberg. Holzfunde. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Band 22. Deutscher Verlag der Wissenschaften. Berlin: 1991.
Zusammenfassung der hier vorgestellten Ergebnisse zu den spätmittelalterlichen Löffeln aus Bad Windsheim
Löffelfunde aus Bad Windsheim