Die - im Gegensatz zu Schloß Oberaufseß - im Ortskern von Aufseß liegende Burg Unteraufseß ist der Stammsitz des Geschlechts derer von Aufseß, das 1114 erstmals genannt wird. Konkret nennt diese Urkunde einen "Herolt de Ufsaze" als "liber homo". Weitere Nennungen des Geschlechts erfolgen mehrfach im 12. Jhdt., allen voran ein Meingoz von Aufseß im zweiten Drittel des 12. Jhdts., auf den der Name des u.g. Meingozhauses zurück geht. Einen konkreten Hinweis auf eine Burg in Aufseß gibt es aber erst aus dem Jahre 1327.
Im 14. Jhdt. taucht die Anlage nun mehrfach auf: Zunächst schließen die Aufseß mit dem Nürnberger Burggrafen und dem Bischof von Bamberg Gewartungsverträge ab - um in Auseinandersetzungen der beiden Parteien eine neutrale Position einzunehmen -, dann beginnt die Veräußerung von Teilen der Burg an die Burggrafen von Nürnberg 1378 in deren Folge 1395 ein Burgfriedensvertrag abgeschlossen wird.
Ein schöner Nebeneffekt dieses Burgfriedensvertrags ist die Beschreibung des Bauzustandes von 1395: Die Burg zerfällt in einere Kernburg und eine Vorburg (Muntat). Dabei besteht die Kernburg aus drei Kemenaten und wird von einem Graben und einer Umwehrung umgeben, die von zwei Toren durchbrochen wird. Die Vorburg wiederum ist ebenfalls komplett mit Graben und türmchenbewehrter Ringmauer umgeben und umfasst das gesamte Dorf. Trotz Vertrag kommt es nun zur Veräußerung von Teilen der Vorburg an die Markgrafen von Ansbach-Bayreuth.
Die Burg wird mehrfach zerstört (insb. im Ostteil), v.a. im Hussitenkrieg 1436, im Bauernkrieg 1525 (besonders die Vorburg, von der wohl alle Gebäude den Zerstörungen zum Opfer fielen) und im Dreißigjährigen Krieg 1633 durch kroatische Truppen. Ein erster Wiederaufbau erfolgt 1638 durch Christoph Daniel.
1670 zieht die Markgrafenschaft das Lehen ein - unter der Begründung von versäumten Fristen während des Dreißigjährigen Krieges - und gibt es erst 1676 den Aufseß erneut zu Lehen, nachdem der freieigene Hohe Wildbann an die Markgrafenschaft übertragen wird. Mit dieser Übertragung verliert die Burg auch ihren Ganerbencharakter, den sie seit dem 14. Jhdt. inne hatte.
Konfessionelle Differenzen innerhalb der Familie von Aufseß führen 1703 zur Abspaltung der Oberaufsesser Linie, als Karl Heinrich im Streit die Burg seines Bruders Friedrich verlässt, der nun die seit 1593 protestantische Ortschaft wieder katholisiert.
1799 verliert das Geschlecht seine Reichsunmittelbarkeit und huldigt dem preußischen König; 1806 schließlich gerät die Burg an das Königreich Bayern. Erwähnt sei hier noch Hans von Aufseß, der Begründer der heutigen Aufsesser Linie nach einem Teilungsvertrag von 1850 - denn dabei handelt es sich um den Gründer des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Die heute zunächst wahrgenommene Anlage befindet sich im Bereich der Kernburg auf einer Bergnase über dem Aufseßtal und besteht aus dem Bergfried und Steinhaus im Westen, der Kirche in der Mitte und dem Neuen Schloß im Osten, umgeben von einer gemeinsamen Mauer.
Dabei ist der viereckige Bergfried der älteste Teil der Burg. Er wird gemeinsam mit dem angeschlossenen Meingozsteinhaus wohl bereits um 1136 errichtet; die heutige Bausubstanz lässt jedoch eine zweite Bauphase um 1395 vermuten. Der Turm hat ein Schieferzeltdach und zeigt auf der Westseite zwei Schießscharten um Unter- und zweiten Obergeschoß. Die heutige Holztreppe entspricht nicht dem ursprünglichen Bauzustand; zunächst konnten die Obergeschosse wohl nur über eine hohe Leiter auf der Südseite des Turms erreicht werden. Das Untergeschoß wurde vermutlich als Verlies genutzt - zumindest legt die Architektur des Raumes dies nahe.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wird 1677 der Ostteil der Burg in Form des Neuen Schlosses wiederhergestellt und zeigt daher heute ein barockes Gesicht. Das Gebäude zeigt eine Winkelhakenform mit drei Rundtürmen. Der Südteil ist dabei der im Kern älteste Flügel, die dreigeschossige ehemalige Otto-Kemenate. Der rechtwinkling angesetzte Ostteil wurde vor den Zerstörungen wohl erst um 1615 angesetzt.
Im Neuen Schloß befindet sich die Hauskapelle von 1840 mit einigen interessanten Kunstwerken, allen voran einem Flügelaltar aus der Zeit um 1520, der evtl. den beiden Bambergern Hans Nußbaum und Hans Wolff zugeordnet werden kann. Er zeigt im Schrein Christus als Weltenrichter.
Weitere Ausstellungsstücke sind über die gesamte Anlage verstreut und können bei Führungen begutachtet werden. Für Details verweise ich auf die Seite der Burg.
Die Form der inneren Mauer ist vollständig erhalten - doch wurde diese mehrfach repariert und umgebaut. Das an das Neue Schloß angrenzende Tor in der Mauer etwa trägt einen Wappenstein um 1700 und lässt die ursprüngliche Höhe der Mauer von etwa 2m noch erahnen. Der ursprüngliche 20m breite und 5m tiefe Graben im Westen der Burg kann nur noch erahnt werden. Die äußere Mauer der Vorburg hingegen ist nur noch in spärlichen Resten erhalten, z.B. in Form des Mühlentors neben dem Gasthof zur Post.
Innerhalb der Burganlage steht die heutige evangelische Pfarrkirche von Aufseß, die 1740/42 an Stelle der ursprünglichen Schloßkapelle errichtet wurde. Letztere kann erstmals für 1309 schriftlich nachgewiesen werden. Entsprechend stammt die Ausstattung der Kirche im Wesentlichen von 1744.
An der Außenwand der Kirche ist ein Bildnisepitaph angebracht, das lt. Dehio (siehe Quellen) aus dem 14. Jhdt. stammt, nach Rüstungsform und den o.a. Wappen wohl eher in das 16. Jhdt. zu datieren ist. Ein weiterer Grabstein findet sich auf der Innenwand der Kirche und zeigt das Wappen von Albrecht von Aufseß (gest. 1356) und das Jerusalemkreuz.
Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen verwiesen. |