Geschichte des Klosters Himmelkron
Das Zisterzienserinnenkloster in Himmelkron wird im Jahr 1279 von Graf Otto IV. von Orlamünde - zu dieser Zeit Herr der Plassenburg - gestiftet und vermutlich aus dem Kloster Sonnefeld bei Coburg heraus besiedelt. Otto wird nur sechs Jahre später sterben und hier bestattet - wie auch andere Mitglieder des Geschlechts der Orlamünde bis 1340.
Zum Gründungsakt ist laut Urkunde Folgendes überliefert: Die Stiftung erfolgt am 28. Dezember in Anwesenheit vornehmer Kloster- und Rittersleute und im Einvernehmen der Angehörigen Ottos "aus göttlicher Eingebung, zum Nachlass aller Sünden und zum Heilmittel unserer Seelen". Umfang der Stiftung ist das "castrum" Pretzendorf mit seinen zugehörigen Besitztümern. Dieser Teil des Ortes Pretzendorf wird fortan "corona coeli" genannt - Himmelkron. Erst nach Auflösung des Klosters 1548 (etwa um 1600) wird der gesamte Ort als Himmelkron genannt.
Kirche und Klostergebäude
Der Bau der Kirche wird kurz nach der Stiftung begonnen, ebenso der Obere Klosterhof. Beide Gebäude werden im Kern in der Mitte des 14. Jahrhunderts fertiggestellt. Im Sinne der Zisterzienserinnen erscheint die Kirche von außen sehr schlicht und weist lediglich einen Dachreiter auf. Der Kreuzgang folgt erst ab 1473, der Untere Klosterhof 1518 und nach 1530.
Das Kloster wird im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt und danach zu einem markgräflichen Jagdschloß umgebaut. Dies geschieht ab 1699 unter Paul Decker nach Plänen Antonio della Portas. In dieser Zeit wird auch die Kirche barockisiert, wovon insb. die Stuckdecke Bernardo Quadris im Stil des späten italienischen Hochbarocks den Raum dominiert. 1760 wird ein Großteil des Kreuzgangs abgerissen.
Neben dem Wandgemälde des Schweißtuchs der Veronika mit Schriftbändern (Bild weiter unten) aus dem späten 15. Jhdt. birgt die Kirche ein Chorfenster aus dem späten 14. / frühen 15. Jhdt. mit Darstellungen der Verkündigung, Maria mit Kind und hl. Bartholomäus sowie ein bedeutendes Kruzifix um 1490 - zu dem ursprünglich noch Figuren von Johannes und Maria gehören, die sich heute in Oberwarmensteinach befinden. Ein Ausguss zur Reinigung der Kommunionsgeräte (Piscina) an der Chorwand stammt aus der Bauzeit der Kirche (Bild unten). In der Sakristei befindet sich ein Ölberg fränkisch-thüringischer Herkundt aus dem späten 15. Jhdt.
Die Klostergebäude gruppieren sich um den Oberen und den Unteren Hof, wobei sich im Oberen Hof noch der Rest des Kreuzganges erhalten hat. In den Feldern des Gerippes finden sich Reliefs mit musizierenden Engeln; im Ostjoch zwölf Herolde mit Ordensinsignien. An der Ostwand steht eine weibliche Sandsteinfigur, die in das späte 15. Jhdt. datiert wird. Die Nordwand des Oberen Hofs beinhaltet Sandsteinreliefs von einem Schmerzensmann mit Engeln, der Schöpfung, dem thronenden Christuskind, der Verkündigung, der Geburt, der Geißelung, der Kreuzigung, der Grablegung, der Höllenfahrt und Auferstehung sowie der Himmelfahrt. Diese Reliefs entstehen vermutlich bereits um 1460/70 nach kaum älteren Holzschnitten. Der Untere Hof beinhaltet weiteren Bauschmuck jüngeren Datums, hervorzuheben ist hierbei allerdings vor allem ein Relief der Kreuzabnahme um 1518.
Grabdenkmäler des 13. Jahrhunderts
Im Inneren der Stiftskirche befinden sich auffällig viele mittelalterliche Gräber. Hervorzuheben ist natürlich die Grabtumba des Stifters Otto IV. von Orlamünde, der 1291 verstorben ist und liegend in langem Rittermantel gezeigt wird. Auf dem Schild befindet sich das Wappen der Meranier-Orlamünder. In dieser Tumba befinden sich wohl auch "sein Sohn".
Der älteste Grabstein in der Kirche (rechts im Bild) stammt aus dem 13. Jhdt. und zeigt zwei Wappenschilde: Oben ist ein Einhorn zu sehen; unten drei laufende Beine. Links im Bild ist der Grabstein Ritter Hans von Künßbergs zu sehen, der 1470 verstorben ist. Ein Grabstein eines Grafen von Hirschberg wird in die Zeit um 1280 datiert.
Grabdenkmäler des 14. Jahrhunderts
Ein sehr einfacher Grabstein ist einem Ritter Förtsch von Thurnau gewidment und stammt vermutlich aus der Zeit um 1300.
Das Grabmal der Äbtissin Agnes von Orlamünde (gest. 1354) zeigt sie als Relieffigur in der zugehörigen Ordenstracht. Dieses Werk wird dem Meister des Hohenlohe-Grabmals aus dem Bamberger Dom zugeschrieben; andere Zuordnungen umfassen u.a. den Wolfskeelmeister, also den Meister des Grabmals von Bischof Otto von Wolfskeel im Würzburger Dom.
Besonders auffällig ist das Grab Graf Ottos VII. von Orlamünde, der 1340 verstorben ist und der letzte auf der Plassenburg ansässige Orlamünder ist. Die fast freiplastische Darstellung zeigt den Ritter in voller Rüstung. Die Herkunft der Figur wird in einer Würzburger Werkstatt vermutet; die Farbfassung ist allerdings später erneuert.
Umstrittener ist das Grab eines anderen Orlamünder Grafen. Eine Deutung sieht ihn als Graf Otto VI. von Orlamünde, der 1318 verstorben ist; andere als ein Familienmitglied, das um 1360 verstorben ist. Die Darstellung zeigt den Grafen ihn als betenden gewappneten Ritter mit Wappenschild und ist wohl eine bambergische Arbeit um 1370.
Die Äbtissin Anna Burggräfin von Nürnberg (gest. 1383) wird als Hochrelieffigur mit Äbtissinnenstab und Buch gezeigt.
Grabdenkmäler des 15. Jahrhunderts
Das Grab Äbtissin Agnes von Wallenroth (gest. 1409) ist in einem eher schlechten Zustand und zeigt einen heraldischen Helm. Äbtissin Adelheid von Blassenberg ist 1460 verstorben.
Der Grabstein Ritter Heinrich von Künßbergs (gest. 1473) ähnelt dem oben gezeigten Grabstein Ritter Hans von Künßbergs (gest. 1470). Daneben steht der Grabstein der Äbtissin Ottilia Schenck von Simau (gest. 1529).
Äbtissin Elisabeth von Künßberg (gest. 1484) wird durch ein Kreuz repräsentiert, daneben steht ein ähnliches Exemplar unbekannter Zuschreibung (ohne Inschrift) mit einem Wappen mit Helm und Hahnefederwedeln.
Äbtissin Margareta von Zedwitz stammt ebenfalls noch aus dem 15. Jhdt. (gest. 1499).
Grabdenkmäler der Neuzeit
Die Nonne Ursula von Wirsberg verstarb 1510. Ihr Grabstein zeigt ein Relief von ihr unter einem Maßwerkbaldachin.
Die Äbtissin Magdalena von Wirsberg (gest. 1522) wird als Relieffigur mit Stab gezeigt. Ritter Sebastian von Wirsberg ist 1523 verstorben.
Das nebenstehende Bild zeigt die oben angesprochene Wandmalerei Veronikas sowie zwei neuzeitliche Grabsteine: Links sieht man den Grabstein für Freiherrn August Friedrich von Cremon, der 1719 verstorben ist; rechts das Relief des vor dem Kreuz knieenden Ritters Sigmund von Wirsberg (gest. 1543).
Die letzte Äbtissin, Margarethe von Döhlau (gest. 1569) wird ebenfalls durch ein Reliefgrab dargestellt.
Das Grab Barbara Musmanns (gest. 1598) stammt ebenso aus der Nach-Kloster-Zeit wie ein hier nicht gezeigter Grabstein für den Forst- und Jägermeister Albrecht von Raschkow (gest. 1588) in der Sakristei.
Der Grabstein des Lehrers ("ludimoderator") Michael Walburger stammt bereits aus dem 17. Jhdt. (gest. 1616), wie auch der Grabstein für Pfarrer Joh. Raspius und seiner Frau (gest. 1675).
Ein weiterer Grabstein zeigt das Wappen von Streitberg und das von Wallenrode.
Weitere vier Gräber befinden sich als vier Särge in der Fürstengruft: - Markgraf Georg Friedrich Karl (gest. 1735) - sein Vater Prinz Christian Heinrich (gest. 1708 und 1738 in Himmelkron beigesetzt) - sein Bruder Prinz Albrecht Wolfgang (gest. 1734 und 1742 in Himmelkron beigesetzt) - sein Bruder Markgraf Friedrich Christian (gest. 1769)
Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen verwiesen sowie auf Helmut Meißner: Stiftskirche, ehemaliges Kloster und Schloss Himmelkron. DKV-Kunstführer Nr. 245. Deutscher Kunstverlag GmbH München, 2012. |