Die heutige Pfarrkirche St. Michael in Neunkirchen war im Mittelalter die Hauptkirche des zugehörigen Augustinerstifts. Sie hat sich in mehreren Bauphasen entwickelt, beginnend mit einer einschiffigen Kirche im 11. Jhdt. Ein erster Umbau erfolgt 1270/80 mit den unteren Geschossen des Turm und der Südwand des Langhauses. Die meisten Elemente stammen jedoch der Gotik des 14. Jhdts., insb. unter Bischof Lamprecht von Brun. Die Marienkapelle dürfte in der ersten Hälfte des 15. Jhdts. entstanden sein.
Der Ölberg wird 1492 angefügt. Umbauten der Neuzeit beziehen sich im Wesentlichen auf die Dachkonstruktion und den Turmhelm, so dass die Kirche im Kern den Bauzustand um 1500 herum zeigt.
Die Innenausstattung jedoch erscheint auf den ersten Blick barock, da die bestimmenden Elemente (Hochaltar, Chorgestühl, Kanzel, Orgelempore) allesamt aus dem 18. Jhdt. stammen. Erst auf den zweiten Blick offenbaren sich dem Besucher die vielen Relikte des Mittelalters.
Die Marienkapelle enthält einige mittelalterliche Kunstwerke: Im Kern eines Altars von 1813 steht eine Statue der Muttergottes. Ursprünglich befand sich diese in der Kirche von Ahlfeld. Dabei handelt es sich um eine Arbeit Loy Herings aus dem späten 15. Jhdt. Dieser gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer der deutschen Frührenaissance.
An den Wänden befinden sich zwei gotische Grabmäler: Der Grabstein von 1360 für den Propst Hermann I. Strobel von Atzelsberg und ein weiteres Epitaph.
Der Eingang zur Kapelle wird von zwei Statuen einer Verkündigungsgruppe gesäumt.
Des Weiteren zeigt die Kapelle diverse farbliche Verzierungen.
Das beherrschende Element im Hauptschiff neben der Kanzel ist ein monumentales Wandfresko des Christophorus. Dieses Werk eines unbekannten Künstlers stammt aus der Zeit um 1520.
Wesentlich älter sind jedoch das Deckenfresko der Engel mit den Leidenswerkzeugen sowie die Darstellung von Engeln und Bischöfen an den Arkadenpfeilern. Diese stammen aus der Phase um 1430.
Weitere Wandmalereien stammen aus der Zeit um 1600.
Eine Gruppe von drei an den Arkadenpfeilern verteilten Sandsteinstatuen zeigt die Heiligen Drei Könige. Sie stammt wohl aus der Zeit um 1350/60 und zeigt die unterschiedlichen Reifegrade der Demut in verschiedenem Lebensalter. Darunter befinden sich Stifterbüsten der Herren von Kraftshof und Hirschberg.
Neben diese drei Figuren ist eine Maria mit dem Kind gestellt, die das Ziel der drei Könige angibt. Man beachte die warme, mütterliche Gestaltung der Madonna.
Die Figur des Heiligen Michael auf der Empore ist vermutlich eine Nürnberger Arbeit des frühen 16. Jhdt. Dabei wird der Erlösungstod Christi durch einen Kelch symbolisiert, der letztlich schwerer wiegt als das Böse in Form eines kleinen Teufels.
Im Inneren des Turmes wird eine kleine spätgotische Pietà aufbewahrt.
Besonders bemerkenswert ist schließlich der Marientod aus der dem ersten Viertel des 16. Jhdt., vermutlich ebenfalls eine Nürnberger Arbeit.
Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen verwiesen.
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