Die heutige evangelische Pfarrkirche in Heiligenstadt in Oberfranken war ursprünglich St. Veit und Michael geweiht.
Eine erste Nennung der Pfarrei in Heiligenstadt gibt es bereits für 1168. In der entsprechenden Urkunde wird die Stiftung einer Mühle an den Altar Kilians durch den Pfarrer Udalricus "plebanus sacerdos in Haldenstat" zur Bestreitung der "Lichter" (Kerzen) für die Nacht abgehandelt. Der Ortsname "Haldenstatt" bedeutet dabei soviel wie "Stätte am Abhang". Als Zeugen für die Urkunde werden drei Herren von Streitberg genannt, die vermutlich bereits zu diesem Zeitpunkt Dienstmannen der Schlüsselberger auf dem nahe gelegenen Greifenstein sind. Diese Urkunde wird im Namen des Bamberger Bistums ausgestellt - wobei Heiligenstadt ursprünglich wohl zum Würzburger Bistum gehörte (siehe schon Kilian als Ortsheiligen).
Das Lehen Heiligenstadt (mit Kirche, Pfarrei und Kapellen) wird dabei im Laufe des Mittelalters immer wieder an die Streitberger Herren (Greifensteiner Linie) vergeben, u.a. ein Reimar von Streitberg um 1400 und ein Hilpold von Streitberg 1417. Entsprechend machen sich die Streitberger verdient um Kirche und Ort und haben hier ihre Begräbnisstätte. Die Weihe für St. Veit ist erstmals für 1470 genannt; neben Kilian kommen nun auch Michael und Katharina als verehrte Heilige hinzu.
1508 wird die Streitburg inkl. einiger Höfe in Heiligenstadt an das Markgrafentum Kulmbach-Bayreuth veräußert. Weitere Lehnsverträge folgen um 1529. Damit stehen die Streitberger nun im Konflikt zwischen zwei verfeindeten Herren - was zu Fehden innerhalb der Familie führt. 1531 überfallen Balthasar und Rochus von Streitberg mit 17 Reitknechten die Untertanen von Gabriel von Streitberg in Heiligenstadt, sowohl in der Kirche als auch im Wirtshaus und ermorden schließlich Gabriel in Tiefenpölz. Erst die Besetzung der Burg Greifenstein durch Bamberger Truppen beendet die Fehde. In der Folge erhält Heiligenstadt 1541 das Marktrecht durch den Markgrafen.
In der Reformation protestantisch geworden, wird Heiligenstadt 1634 im Dreißigjährigen Krieg von kroatischen Truppen überfallen und Gotteshaus, Pfarre und Schule werden eingeäschert; der Pfarrer Magister Hüfner flieht. Mit dem Tod des letzten Streitbergers Hans Wilhelm fällt 1690 das (Kirchen-)Lehen zurück an Bamberg und wird 1694 an die weltlichen Brüder von Stauffenberg übertragen.
Die heutige Pfarrkirche befindet sich dabei an der Stelle einer mittelalterlichen Wehranlage (wahrscheinliche eine Art Wehrkirche) und geht vermutlich auf die ehemalige Zehntscheune der Anlage zurück, an die 1483/84 der heutige Chor angesetzt wird. Über diesen Bau ist bekannt, dass der zuständige Steinmetz, ein "Meister Hans", den benötigten Sandstein in Serlbach und Mistendorf brechen und von einheimischen Bauern zur Baustelle transportieren lässt. Der eigentliche Herrschaftssitz in Heiligenstadt ist bekannt und befand sich etwa 500m entfernt vom Kirchberg, weshalb es als unwahrscheinlich gilt, dass hier tatsächlich eine Burganlage stand.
Das Langhaus brennt 1653 im Zuge eines Dorfbrandes in Heiligenstadt ab und wird unter Verwendung alter Mauerteile erneuert, wodurch der Chor nun auch endgültig unter dem selben Dach integriert wird und ein Tonnengewölbe (1656) erhält.
Über den Ursprung des - in dieser Region seltenen! - isoliert stehenden Turms der Kirche ist nichts bekannt. Möglicherweise handelt es sich im Kern um einen Turm der alten Wehranlage. Seine heutige Gestalt erhält er jedenfalls durch eine Bauphase 1671. Die erhaltenen Mauerreste mit Tor werden einer Bauphase des 16. Jhdts. zugeordnet.
Die mit Schnitzereien verzierte Orgel um 1716 stammt ursprünglich aus der Dominikanerkirche in Bamberg, weitere Ausstattung aus dem 17. Jhdt. Die eingebauten Emporen und die Decke sind komplett bemalt und zeigen ein Musterbeispiel ländlicher Kunst des Barock.
Aussen innerhalb der Anlage befindet sich ein griechisches Kreuz, vermutlich ein Grabstein 1100.
Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen sowie auf den Schnell & Steiner Kunstführer 1818, 2.Auflage, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg; 1996 verwiesen. |