Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
 

Hallstadt - St. Kilian

Wappen von Hallstadt Pfarrkirche St. Kilian in Hallstadt Pfarrkirche St. Kilian in Hallstadt Die heutige katholische Pfarrkirche St. Kilian in Hallstadt bei Bamberg befindet sich an der Stelle einer der Keimzellen für die christliche Besiedlungs Oberfrankens.

Die Gemarkung am Ufer des Mains ist bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Im Frühmittelalter siedeln hier Slawen. Der Legende nach hält Kilian um 680 auf den nahe gelegenen Kreuzberg eine Predigt zur Bekehrung der Slawen. Möglicherweise wird bereits in dieser Zeit eine erste Kirchenanlage in der Gegend von Hallstadt zur Betreuung der missionierten Slawen eingerichtet.
 Etwa 60 Jahre später befindet sich hier ein Königshof der Karolinger, wie aus einer Urkunde König Arnulfs von Kärnten hervorgeht, der 889 die Schenkung des "chungeshofe" von "halazesstat in radenzgovue" von ca. 742-45 durch die Karolinger an das neue Bistum Würzburg und Bischof Burkhard bestätigt. Diese erste Urkunde selbst ist leider nicht mehr erhalten. Üblicherweise sind diese ersten Höfe im Slawenland mit königlichen Eigenkirchen ausgestattet. Für diese erste Kirche wird das Patrozinium Martins angenommen - in Kilian geändert durch eine Reform der Würzburger Kirchen im 9. oder 10. Jahrhundert.
Die christliche Besiedlung Hallstadts konnte durch Ausgrabungen im Bereich des ehemaligen Friedhofs 1994 und 1996 bestätigt werden.

Vermutlich am 24. Dezember 793 wird der Hof zur Herberge Karls des Großen, als dieser auf der Durchreise mit dem Schiff von der Besichtigung der Fossa Carolina zwischen Main und Donau nächtigt.
Wie auch Forchheim wird Hallstadt im Dietenhofer Capitulare 805 genannt - als Zollstätte und Stapelplatz auf der Handelsroute von Sachsen nach Ungarn.

Bei der Einrichtung des Bistums Bamberg kommt zunächst 1007 das Königsgut zum neuen Bistum, am 21. Juni 1013 dann auch die Pfarrkirche. Eine erste namentliche Nennung eines Pfarrers in Hallstadt gibt es für 1120 und 1139 in Form eines Hachos, der 1139 bei Dörfleins einen Weinberg anlegen lässt. 1168 stiftet Pfarrer Uadalrich eine neue Mühle bei der Kirche und damit deren Erträge.

Irgendwann im Laufe des Mittelalters wird die Pfarrei zur Oberpfarrei ernannt und nun bis zur Säkularisation der Posten des Pfarrers durch ein Mitglied des Bamberger Domkapitels besetzt. 1392 erfolgt dann die Auslösung der Filialkirchen Breitengüßbach, Memmelsdorf und Merkendorf als eigenständige Pfarreien; Kemmern verbleibt noch bis 1710 bei Hallstadt.

Für 1348 gibt es eine sehr detaillierte Auflistung der Zusammensetzung des Ortes im Urbar des Bischofs:
  • Der ehemalige Königshof dient nun als Gutshof des Bischofs
  • Daneben befinden sich weitere 24 Hufen (Anwesen) im Ort, die Fron-, Hand- und Spanndienste leisten müssen.
  • Inzwischen gibt es 5 Mühlen in Hallstadt
  • Im Ort gibt es eine Ziegelei
  • Zuletzt gehört zu Hallstadt das Waldgebiet auf der anderen Mainseite, am Kreuzberg. In diesem Gebiet wird später Sandstein abgebaut.

1395 wird dann eine erste hölzerne Mainbrücke bei Hallstadt unter Bischof Lamprecht von Brun errichtet. 1417 stiftet der Pfarrer Johannes Nassach eine Frühmesse und eine Mittelmesse auf den Marienaltar. Dadurch wird ein zusätzlicher Aushilfspfarrer notwendig.

Turm von St. Kilian in Hallstadt  Ehepforte in Hallstadt Pfarrkirche St. Kilian in HallstadtFür 1503 ist erstmals bekannt, dass Hallstadt ein Markt ist. Im Bauernkrieg 1525 befindet sich hier ein Stützpunkt der Aufständischen - weshalb nach der Niederschlagung der Ort eingeäschert wird. Daher stammen die ältesten Gebäude in Hallstadt neben der Kirche erst aus der Zeit nach 1530.
Bedingt durch die gute strategische Lage und der großen Flur vor der Ortschaft wird Hallstadt auch in allen nachfolgenden größeren Kriegen der Region (Zweiter Markgrafenkrieg 1552, Dreißigjähriger Krieg 1623, 1628, 1631-33 und 1649, Siebenjähriger Krieg 1756-63 und Napoleonischer Krieg 1796) Schauplatz von Truppeneinmärschen und Heereslagern.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wird Hallstadt - bedingt durch den industriellen Aufschwung - 1954 zur Stadt erhoben.

Der Turm der heutigen Kirche ist - bis auf das Dach - noch aus dem 14. Jahrhundert: unten aus dem frühen, oben aus dem späteren Teil. Auch der Chor ist noch in das späte 14. Jahrhundert zu datieren.

Das Langhaus wird in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts neu errichtet und erhält die Wölbung zwischen 1453 und 67. Allerdings wird bei einem Umbau 1933 das Langhaus um zwei Joche nach Westen versetzt, wobei die komplette Westfassade erneuert wird. Die südliche Sakristei stammt aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts und zeigt ein Netzgewölbe.

Neben dem Eingang in der Westfassade enthält das Langhaus des 15. Jahrhunderts zwei Pforten: Die Kemmerne Tür auf der Nordseite wird 1710 zugemauert, die Ehepforte auf der Südseite kann heute noch benutzt werden. Die Aufgänge zu den Emporen werden erst nach dem Dreißigjährigen Krieg bzw. im 20. Jahrhundert gebaut.

Erbärmdechrist in Hallstadt Mittelalterlicher Stein in Hallstadt Mittelalterlicher Stein in Hallstadt Fresko in HallstadtAn der Nordwand befindet sich außen das Relief eines Erbärmdechrists von ca. 1400, der durch ein Kreuz hinterlegt wird. Diese Darstellung von Christus in der Weinpresse wird in das Umfeld des sog. Hohenlohemeisters gerückt.
Die Rückseite der modernen Westfassade zeigt vier Steine mit mittelalterlichen Flechtmustern, die als ehemalige Kapitelle vor dem Umbau oder als Reste eines gotischen Ölbergs gedeutet werden.
Zudem befindet sich außen am Chor ein stark verwitterter Schmuckstein mit Lilie und siebenblättriger Rose, von dem angenommen wird, dass er das Wappen der Müntzer von Babenberg zeigt.

Ein heute überdachtes Fresko an der Außenwand des Chores zeigt in sieben Emblemen die Sakramente. Datiert wird diese Malerei auf die Zeit um 1500.



Pfarrkirche St. Kilian in Hallstadt Pfarrkirche St. Kilian in Hallstadt Pfarrkirche St. Kilian in Hallstadt Pfarrkirche St. Kilian in Hallstadt Pfarrkirche St. Kilian in HallstadtDas Innere wird vom barocken Hochaltar Leonhard Gollwitzers ab 1732 dominiert, der im Blatt ein Bild von Johann Scheubel zeigt. Die Seitenaltäre sind von 1756 und 1747; die Kanzel bereits älter (1669) von Johann Georg Schlehendorn. Das Sakramentshäuschen stammt noch aus dem 15. Jahrhundert, wird aber durch den Altar verdeckt.









Pietà in Hallstadt  Wappenstein der Rockenbach-Vögte Bischofsschlussstein Lamm GottesEine Pietà an der Südwand der Kirche wird in das frühe 15. Jahrhundert datert.

Mehrere Schlussteine im Inneren der Kirche stammen noch aus der Bauzeit: In der Gewölbehalle gibt es zwei Steine mit den Wappen der Vögte Rockenbach (Krone-Stern-Krone) und der Familie von Aufseß (fünfblättrige Rose). Weitere Schlusssteine zeigen das Lamm Gottes (im Chor) und einen Bischof (in der Gewölbehalle).







Wappen Pfarrer Knorrs Taufstein in Hallstadt Über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein Wappenstein des Stifters dieses Gebäudeteils - Pfarrer Dr. Peter Knorr (1450-78).

Der Taufstein mit umlaufendem Maßwerk stammt aus dem späten 14. Jahrhundert / frühen 15. Jahrhundert.

Neben dem oben genannten Sakramentshäuschen befindet sich im Chorraum hinter dem Hochaltar wohl ein spätgotischer Paramentenschrank mit originaler Fassung und Beschlägen.

Schlussstein auf der Empore Schlussstein auf der Empore Dagegen sind die beiden Schlusssteine auf der Empore in den Kontext von Wiederaufbauarbeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg zu setzen. Die Darstellung eines bärtigen Mannes und eines Engels mit Laute sind also vermutlich nicht mehr mittelalterlich.

Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen sowie auf Kath. Kirchenstiftung St. Kilian: Pfarrkirche St. Kilian Hallstadt, Hallstadt, 2001 verwiesen.


Stand 22.12.2016 21:09:04 Uhr