Über Burg Gößweinstein wird vermutet, dass sie auf Grund ihrer günstigen Lage an der Kreuzung zweier bedeutender Altstraßen bereits vor 1076 erbaut wurde, als sie erstmals als "Goswinesteyn" urkundlich erwähnt wird. Für diese Theorie spricht die Nennung mehrerer Grafen mit dem Namen "Goswin" in der Verwandtschaft der Henneberger. Das Dokument von 1076 berichtet von der Gefangenhaltung Bischof Burkhard von Halberstadts durch König Heinrich IV auf der Burg - eine Folge der Niederschlagung des Sachsenaufstandes.
Bis 1102 wechselt die Burg den Besitzer und gehört nun dem Bistum Bamberg, von dem es vor 1243 an die Schlüsselberger verpfändet wird. Im ältesten Urbar des Bistums wird sie jedoch wieder als zu Bamberg zugehörig gelistet, was vermutlich damit zu begründen ist, dass sie kurz zuvor von Ulrich von Schlüsselberg an das Bistum zurück verkauft wurde, um anderen Verpflichtungen nachkommen zu können. Gesichert erscheint der Sitz eines Bamberger Amtes auf der Burg von 1348 bis 1637.
Ebenfalls im Dunkeln liegen die Auswirkungen des Hussitenangriffs auf die Burg 1430. Vermutlich wurde sie jedoch schwer beschädigt, insb. im Bereich der Vorburg, so dass die mittelalterliche Burg in ihrer Ausdehnung die heutige durchaus schwer übertroffen haben dürfte. Nach dem Wiederaufbau sind für die Phase von 1481 bis 1525 mehrere Gebäudeteile urkundlich belegt: Kemenate, Kapelle, Backhaus, Kasten, Schütthaus, Stadel, Stallungen, Viehhaus, Zisterne und Gefängnis sowie ein Zwinger auf West- und Südseite. Spätestens ab 1510 hat die Burg einen Turm, die Kemenate wird als Giebelbau mit Freitreooe mit steinerner Eingangstür im ersten Stock beschrieben. Diese Konstruktion wird 1516 durch eine Tür im Untergeschoss mit Innentreppe ersetzt.
Verheerend waren jedoch die Auswirkungen des Bauernkriegs auf die Burg. Die Burg und im Vorbereich gelegene Häuser von Edelleuten werden 1525 vollständig abgetragen. Nach der Niederlage der Bauern müssen die Gößweinsteiner die Burg wieder aufbauen, was von 1525-32 dauert. Danach besteht die Burg aus Kemenate, Turm mit Gefängnis, Kapelle, Zisterne und Stallung. Dieser frühneuzeitliche Turm wird 1598-99 noch einmal aufgestockt, stimmt aber nicht mit dem heutigen Turm überein.
Weitere umfangreiche Baumaßnahmen sollen folgen: 1605 unter Bischof Johann Philipp von Gebsattel, 1690 nach einem Blitzeinschlag, 1694-97 erfolgt der Baue des Rundturms. Ab 1637 wird das Amt durch eine Vogtei ersetzt, die hier bis 1731 sitzen soll. Es folgen eine Phase des Leerstandes, ein Jägeramt 1747-1770 und erneut eine Vogtei bis 1803. Von 1803 bis 59 ist Gößweinstein Sitz eines Rentamtes und gelangt 1890 an Freiherr Edgar von Sohlern, der die Burg im neogotischen Stil umbauen lässt. Aus dieser Phase stammen die Dächer, die Erker, die Kapelle und die Turmkrone. Dem Entsprechend stammt von der heutigen Bausubstanz nur ein minimaler Bruchteil der Bausubstanz wirklich noch aus dem Mittelalter.
Für den Besucher sind heute Kemenate und Kapelle zu besichtigen, wobei in der Kemenate vorrangig eine Waffenausstellung etabliert ist (s.u.).
Die neogotische Kapelle zeigt im Altarraum eine neogotische Bemalung und in der Sakristei eine kleine Sammlung spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Kunstgegenstände.
Die Altarfiguren aus Holz sind spätgotisch und stammen aus der Phase von 1490 bis 1500. Dargestellt werden links der Hl. Georg, rechts der Hl. Florian und in der Mitte die Muttergottes.
In der Sakristei sind ein Benediktiner-Brevier von ca. 1400, eine Altarfigur von ca. 1430 und ein Eichenholzkruzifix von ca. 1500 erwähnenswert.
Die Kemenate zeigt heute neben der Waffensammlung spätgotische Einrichtung, wobei der Ursprung aber nicht gesichtert erscheint. Im "Romanischen Zimmer" befinden sich ein "altdeutscher Tisch" und ein als sog. Lutherstuhl bezeichneter Scherenstuhl. Zumindest letzterer stammt wohl aus dem Jahr 1525. Wandvitrinen zeigen neuzeitliches Inventar.
Das Frauengemach der Kemenate wird als spätmittelalterlich eingerichtetes Zimmer präsentiert, wobei die Möbel angeblich "aus dem 15. Jahrhundert mit teilweisen Ergänzungen" stammen.
Sicherlich am Interessantesten an der heutigen Inneneinrichtung von Burg Gößweinstein ist jedoch die umfangreiche Sammlung spätmittelalterlicher Waffen (neuzeitliche Waffen wie preußische Gewehre seien an dieser Stelle nicht gezeigt). Bedingt durch die spärlichen Lichtverhältnisse möchte ich mich für die eher maue Bildqualität an dieser Stelle entschuldigen. Die Datierungen sind der Betafelung entnommen. Daher übernehme ich hierfür keine Gewähr.
Zwei Streitbeile im Eingangsbereich werden auf "um 1525" datiert.
Eine einzelne Axt wird als Reiter-Streitaxt tituliert und stammt wohl bereits aus dem 14. Jhdt.
Drei Kriegsflegel datieren wohl ins 15. Jahrhundert.
Ein Streitkolben mit Schlagblättern wird als aus dem 14. Jahrhundert angegeben.
Ein Falkenschnabel (Fausthammer) stammt wohl aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, während der dahinter aufgehängte Streithammer auf ca. 1560 datiert wird.
Die Sammlung enthält einige Schwerter, darunter ein Gemeines Reiterschwert zu 1,5 Hand von ca. 1510, einen Biedenhänder aus dem 16. Jhdt und zwei Schwerter Passauer Klinge aus dem 16. Jhdt, einen Panzerstecher von 1480-1500, zwei schottische Schiavennas aus dem 16. Jhdt. und einen Anderthalbhänder aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts.
Ein vernietetes Kettenhemd in der Ausstellung wird auf den Anfang des 12. Jahrhunderts datiert. Es ist wohl ca. 18 Pfund schwer.
Drei Harnischbrüste werden auf Ende 14. Jahrhundert, um 1540 und um 1570 datiert.
Die Helmsammlung umfasst zwei Birnenhelme (Cabaset) von 1550-80, zwei Zischäggen aus dem 17. Jhdt., einen sächsischen Visierhelm (Ende 15. Jhdt.) und einen Riefelhelm (ca. 1520).
Das nebenstehende Sammelsurium von Waffen zeigt u.a. ein Schweinsschwert für die Sauenjagd (Ende 15. Jhdt.), zwei Spießeisen (16. Jhdt.), eine Hammerstreitaxt aus dem 14. Jhdt., eine Prunkaxt/Barte von 1768 und eine Windenarmbrust (Jagdwaffe) von ca. 1560.
Abschließend sei noch auf die hohe Anzahl von Stangenwaffen eingegangen, die auf der Burg Gößweinstein ausgestellt werden. Darunter befinden sich Hellebarden / Helmbarten aus dem 15./16. Jhdt., zwei Luzerner Hammer aus dem 15. Jhdt., ein Gemeiner Ahlspieß um 1470, eine Fuß-Streitaxt aus dem 14. Jhdt., ein Spieß um 1600, ein Schweizer Morgenstern aus dem 15. Jhdt., eine Sturmmondsichel aus dem 16. Jhdt., zwei Kriegssensen aus dem Bauernkrieg, eine Dreizacksturmgabel (17. Jhdt.), zwei Schweizer Kriegshippen (15. / 16.Jhdt.), eine Schweizer Glefe (Rossschinder) aus dem 13. Jhdt., ein Fangeisen aus dem 15. Jhdt., ein Spetum aus dem 16. Jhdt., ein Landsknechtsspeer aus dem 15. Jhdt., drei Partisanen um 1500 u.a.
Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen verwiesen.
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