Die heutige evangelische Pfarrkirche zu Gesees nahe Bayreuth war früher eine Wallfahrtskirche St. Marien und zur Kirchenburg ausgebaut, wovon auch heute noch zahlreiche Mauern rund um die Kirche zeugen. Wegen ihres dominanten und einprägsamen Bildes mit zahlreichen kleinen Türmchen war sie lange als "Krone des Hummelgaus" bekannt. Dieses Bild ist heute allerdings durch den Neubau des Turmes nicht mehr vorhanden.
Vermutlich befindet sich bereits in der slawischen, vorchristlichen, Zeit hier eine Kult- und Begräbnisstelle. Einige Fundamentreste zeugen von einem Gebäude aus der karolingischen Zeit um 800. Erstmals lassen sich die Kirchenburg und die zugehörige Wallfahrt für das Jahr 1321 nachweisen. Einige Grundmauern des romanischen Baus aus dieser Zeit (der vermutlich um 1250 entstanden ist) konnten 1953 bei Arbeiten in der Kirche freigelegt werden (Grundmauern eines quadratischen Turms und Fundament einer Langhausmauer).
Das heutige Kirchengebäude geht auf einen spätmittelalterlichen Neubau zurück. Unüblicherweise ist dabei der Chor der ältere Teil, wohl aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Das dreischiffige Langhaus entsteht in seiner heutigen Form erst durch gotische Einwölbung und Erweiterung des Vorgängerbaus um 1410 und muss nach schweren Zerstörungen bei hussitischen Rachefeldzügen in den 1430ern erneuert werden. Das Sternrippengewölbe im Langhaus entsteht deshalb bis 1441; die Seitenschiffe tragen Kreuzrippengewölbe mit bemalten Schlußsteinen. Ein wichtiger Geldgeber bei diesem Wiederaufbau ist die Familie von Heerdegen von Culmberg.
Durch viele Restaurationen - vor allem erst des 20. Jahrhunderts - wird das ursprüngliche Bild der Kirche heute leider etwas verfälscht (Fresken entfernt, neuer Turm, Langhausstrebepfeiler). Durch das schwierige Terrain bedingt müssen 1979 tiefe Pfähle zur Sicherung der einsturzgefährdeten Kirche in den Untergrund getrieben werden.
Am Eingang der Kirche befindet sich eine zweijochige Portalvorhalle mit Wandfresken, die kurz nach die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert werden. Diese zeigen links den Tod und die Beweinung Marias im Kreis der Apostel. Darüber befindet sich die göttliche Trinität.
Die Marienwallfahrt findet wohl bereits im 11. Jahrhundert statt und hält sich trotz Reformation in 1528 bis in das 20. Jahrhundert. Das Marienbild wird jedoch 1806 von napoleonischen Truppen entführt. Der spätgotisch angehauchte Hochaltar stammt von Johann Georg Brenck aus dem Jahr 1673. Die steinerne Kanzel wird in das Jahr 1562 verortet.
Auch im Inneren der Kirche haben sich gotische Fresken (Mitte 15. Jahrhundert) erhalten. Neben der "Wegrast-Kapelle" befindet sich ein Fresko von Mariae Verkündigung. An der ersten Säule befindet sich eine Maria und eine Barbara. Im Schlußstein des rechten Seitengewölbes befindet sich ein Bild Marias mit dem Kinde. Auch die weiteren bemalten Schlußsteine der Seitengewölbe zeigen Motive aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Ein Holzepitaph in der Kirche erinnert an N. von Herdegen (gestorben 1539) und seine Frau.
Die Kirche wird zu großen Teilen noch von der Friedhofsbefestigung aus dem 14./15. Jahrhundert umfasst. Auch hier spielt der Wiederaufbau 1441 nach den hussitischen Angriffen eine große Rolle. Allerdings wird diese im 16. Jahrhundert erneuert und zeigt Ecktürmchen, die erst aus dieser Zeit stammen.
Das ehemalige Glockenhaus an der Mauer wird 1459/1468 errichtet. Dieses Fachwerk-Gebäude war bis zum Bau des Turmes das Zuhause der Kirchenglocken, von denen sich noch eine sehr alte von 1306 und eine weitere von 1417 erhalten haben. Zwei weitere heutige Glocken stammen von 1955.
Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen und auf einen in der Kirche erhältlichen Flyer verwiesen. |