Die Kirche St. Getreu in Bamberg wird durch Bischof Otto I dem Heiligen 1123/24 gegründet. Zunächst als Zelle für Klosterfrauen gedacht, überträgt er die Kirche an das benachbarte Benediktinerkloster St. Michael. Dieses richtet hier eine Propstei mit sieben Mönchen ein. Die Kirche wird vor dem Aufbruch Ottos nach Pommern 1124 geweiht. Neben der Verehrung der Hl. Fides von Agen steht von Anfang an hier die Heilig-Grab-Verehrung im Mittelpunkt. Im Spätmittelalter erfolgt eine Doppelung als St. Fides und St. Maria, die auch heute noch in der Anlage nachvollzogen werden kann.
Nach der Blüte im Hochmittelalter verfällt die Kirche im Spätmittelalter und wird ab 1467 wieder aufgebaut. Die neue Kirche wird 1490 geweiht. In dieser Phase wird die Kirche Endpunkt eines Kreuzwegs mit 6 Stationen (ca. 1500-1503), ausgehend vom Elisabethenspital, gestiftet von Heinrich Marschalk von Rauheneck.
Der heutige Kirchenbau wird Mitte des 17. Jahrhunderts begonnen und 1660 geweiht. Der Chor wird 1733 erneuert, wohl unter Justus Heinrich Dientzenhofer gemeinsam mit dem angrenzenden Propsteibau. Ab 1804 befindet sich hier eine Heil- und Pflegeanstalt, heute eine Nervenklinik.
Der Hochaltar, wie auch die meisten anderen Elemente der Innenausstattung stammen aus der Zeit um 1730; das Gemälde über dem Hochaltar aus der Zeit von 1760, von Paul Günther.
Aus mittelalterlicher Sicht ist die Muttergottes auf dem Hochaltar eines der Highlights: Sie stammt aus der Werkstatt Ulirch Hubers und wird um 1486 hergestellt. Die Lindenholzfigur ist dabei ursprünglich für den Marienaltar der 1490 geweihten Kapelle gedacht.
Ebenfalls von Ulrich Huber stammen 8 Passionsreliefs im Langhaus, die 1493/94 nach Kupferstichen Martin Schongauers für den Hochaltar von St. Michael hergestellt werden und im 18. Jhdt. bei der Umgestaltung dieser Kirche abgebrochen und nach St. Getreu verlegt werden.
Ein weiteres Juwel ist ein Sandsteinrelief der Grablegung Christi aus einer Bamberger Werkstatt, vor 1503. Dieses bildet ursprünglich den Abschluss des Kreuzwegs. Die heutige Farbfassung stammt aus dem 19. Jahrhundert, ebenso das Glasfenster.
Ebenfalls zum Kreuzweg gehörig ist eine Kreuzgruppe, vor 1503, die sich heute an der Südseite der Kirche befindet. Gegenüber stehen drei trauerende Figuren, die ursprünglich auch zu dieser Kreuzgruppe gehören.
Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen verwiesen.
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