Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
 

Tuchproduktion in Nürnberg



Entwicklung der Wollstoffproduktion in Nürnberg

Grundsätzlich lassen sich zwei Hauptzweige der Wollverarbeitung in Nürnberg unterscheiden: Die eigentlichen Tuchmacher, in den älteren Quellen oft als „Färber“ bezeichnet, da ihnen neben der eigentlichen Stoffproduktion zumindest bei einfachen Färbegängen auch das Färben unterstand. Auf der anderen Seite haben wir die Grautuchweber, die neben grauen Tuchen auch den einfachen groberen Wollstoff (Loden) produzierten.

In den Quellen finden wir die erste Erwähnung der Loderer 1298/99. Die erste Verordnung über Grautuch findet sich 1302. Vermutlich erfolgt keine Trennung dieser Berufsgruppen. 1313 ist die erste Erwähnung der Färber als Berufsgruppe, zunächst in Weiterverarbeitung der Grautuche.
Ab 1340 begegnen uns neue Tucharten in Nürnberg: Feinere, gekarte Tuche aus flämischer Wolle und explizite Futtertücher aus flämischer Wolle.

In den 1350ern ist nun ein starker Rückgang der Lodweber zu beobachten, während sich neben den Färbern im engeren Sinne nun die eigentlichen Tuchmacher als „Färber“ in den Quellen nachvollziehen lassen. Offenbar lassen die Aufzeichnungen den Schluss zu, dass es zwischen 1340 und 1363 einen starken Aufschwung der Tuchproduktion in Nürnberg gegeben haben muss. 1363 lassen sich 34 Meister der Tuchmacher gegenüber 28 Loderern nachweisen.

Pro „Färber“ haben wir in dieser Phase ein (1363) bis zwei (1358) Webstühle. Generell soll sich jedoch eine Beschränkung auf einen Webstuhl pro Meister durchsetzen und bis 1579 anhalten, was dem Wachstum der Betriebsgröße einen natürlichen Riegel vorschiebt.
1365 heißt es jedoch bereits auch, dass ein Tuchmacher vier Knechte und einen Spuler habe. Im Gegensatz hierzu hat ein Loderer nur zwei Knechte. Bis 1370 haben sich die Tuchmacher/Färber ein etabliertes Sozialprestige erarbeitet, wie die Tatsache zeigt, das sie Vertreter in den Kleinen Rat der Stadt Nürnberg entsenden dürfen. Bis 1377 haben sich die Produktionsverhältnisse der Färber zu den Grautuchwebern auf 2,5:1 verschoben.

Im 15. Jhdt. weichen die Verhältnisse etwas auf. Bereits 1407 etabliert sich das „Kölner Tuch“ neben den einheimischen Varianten. Dieses darf jedoch ausschließlich in den Farben blau, grün und rot gefertigt werden. 1457 wird den Färbern gestattet, minderwertige Tuche zu verkaufen und steinfarbenes Tuch stärker zu färben. 1480 letztlich erfolgt die Genehmigung zur Verwendung minderwertiger Wolle und „allerlei“ Farben für die Wolltuchherstellung.

Zur eigentlichen Produktionsweise der „Färber“ begegnet uns 1490 eine interessante Passage: Es wird explizit erlassen, dass gefärbte Stoffe bei der Beschau zerrissen werden müssen, da Tuch grundsätzlich im Garn zu färben sei. Vorteil der letzteren Variante ist sicherlich die gleichmäßigere Färbung des Produktes bei einem allerdings höheren Aufwand beim Abbinden und Sortieren des Färbegutes.

Im Gegensatz zu den Tuchmachern erleben die Grauloderer im 15. Jhdt. einen starken Rückgang und den Verlust der Bedeutung für den Export. In Folge dieser Entwicklung beschließt der Rat 1471 die Ansiedlung auswärtiger Loderer, allerdings kann dies nicht verhindern, dass ab 1511 kein Loderer in Nürnberg mehr nachweisbar ist.

Parallel zu dieser Entwicklung werden die Tuchmacher nun erstmals als solche und nicht als „Färber“ bezeichnet, während die eigentlichen Färber – die vermutlich meist als Lohnarbeiter der Tuchmacher angestellt waren – eine Spezialisierung erleben. Offenbar stellen die „Färber“ ab ca. 1475 nur noch blaue Tuche her, die restlichen Färbungen werden abgegeben. Bereits 1477 lassen sich Waidgießer für grüne Tuche nachweisen, 1486 Rotfärber. Später(1496) wird den „Färbern“ explizit gestattet, Gelb zu färben (was in der Zwischenzeit offenbar verloren gegangen war), während die Waidgießer ab 1535 blaues Tuch gilben werden.

Zusammenfassend sehen wir also eine deutliche Spezialisierung der wollverarbeitenden Berufe – wobei hier allein die Schritte des Färbens und Webens betrachtet wurden – vom 14. zum 15. Jhdt. hin.

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