Landkreis Erlangen-Höchstadt
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Die kath. Pfarrkirche Mariae Geburt und Katharina in Hannberg bei Heßdorf beeindruckt auf den ersten Blick durch die Lage innerhalb einer umlaufenden mittelalterlichen Befestigung.
Der Ort Hannberg erscheint in den Quellen ertsmals 1132 durch Nennung der Herdegen von Gründlach als Herren von Hagenberhe. Zu diesem Zeitpunkt gehört die Ortschaft geistlich zum Bistum Würzburg, weltlich jedoch zum Bistum Bamberg.
Eine Kapelle in Hannberg wird erstmals 1348 erwähnt und untersteht zu diesem Zeitpunkt der Pfarrei in Büchenbach. Erst im frühen 16. Jhdt. wird in Hannberg eine eigene Pfarrei eingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt scheint die Kirche überregionale Bedeutung zu besitzen, denn eine um 1470/80 entstandene - heute verschollene - Pietà wird wiederholt Ziel von Wallfahrten - bezeugt für 1567 und 1653.
Ähnlich der Anlage in
Effeltrich - St. Georg
läuft hier eine komplett erhaltene Mauer - ursprünglich mit Wehrgang - um ein rechteckiges Areal (50x70m), allerdings wird sie im Süden und Westen von Gebäuden ersetzt. Möglicherweise stammt das Bauwerk vom Nürnberger Stadtbaumeister Hans Beheim d.Ä., der auch in Effeltrich tätig war, und wird in das ausgehende 15. Jhdt. datiert. Eine erste schriftliche Erwähnung der Befestigung findet sich in einer Urkunde von 1504, die in Hanberck einen "gutwer kirchaff", also einen starken Kirchhof, nennt.
Ist über die Rolle der Befestigung im 15. Jhdt. nichts bekannt, so ist hingegen überliefert, dass im Dreißigjährigen Krieg im Winter 1631/32 mehrfach schwedische Söldner die Kirche plünderten und dabei den Pfarrer misshandelten.
Insgesamt finden sich hier noch 3 Rundtürme und ein Rechteckturm auf der Nord- und Ostseite. Der Wehrgang wurde in den 1870er Jahren abgetragen und ist nur noch durch geringe Reste angedeutet. Schießscharten befinden sich nur an den Türmen, vor allem in Form von Schlitzscharten. Diese richten sich zu einem guten Teil auch ins Innere der Anlage, um eingedrungene Feinde beschießen zu können.
Die Westseite der Mauer ist komplett durch Gebäude ersetzt. Dabei ist im Durchgang des Einfahrtsgebäudes jedoch ein Tor verbaut worden, das vermutlich noch in die Erbauungszeit der Kirchenburg zurückdatiert - also vermutlich aus dem 15. Jhdt. ist. Auffälllig ist hier der kleine Durchschlupf in Form einer kleinen eisenbeschlagenen Türe im Tor.
Das heutige Kirchengebäude stammt aus dem ausgehenden 15. Jhdt. bis dem frühen 16. Jhdt. und ist evtl. eine Arbeit Hans Beheims d.Ä. Das Langhaus jedoch wird 1721 erweitert und teilweise barockisiert; von der gotischen Kirche sind nur noch das Gewölbe im Chor und ein Sakristeihäuschen erhalten. Im Chor findet sich ein Schlusstein, der auf die Zeit um 1500 datiert wird.
Der 47m hohe Turm wird erstmals 1486 erwähnt und stammt bis auf den Helm - der nach einem durch Blitzschlag verursachten Brand 1866 restauriert wird - noch aus dieser Zeit. Interessant sind die Brandspuren an den Scharwachttürmchen, die darauf hindeuten, dass es sich hierbei noch um ältere Elemente handelt.
Am Sockel des Turms befindet sich eine - wenn auch nicht ganz eindeutige - Jahreszahl 1486.
Das Innere der Kirche stammt von 1726 und wird im figürlichen Bereich Leonhard Gollwitzer zugeordnet. Die Stuckdecke stammt von ca. 1730; die Bilder wurden jedoch 1975 durch Michael P. Weingartner neu gestaltet.
Zuvor befanden sich in der Kirche drei Flügelaltäre, die jedoch nur noch in Teilen erhalten sind, die aus dem frühen 16. Jhdt. stammen. Darunter befinden sich eine Madonna im Hochaltar (um 1500) sowie drei Figuren von Katharina, Margaretha und Barbara (um 1510) an der nördlichen Langhauswand.
Das Fachwerk-Pfarrhaus im Inneren der Kirchenburganlage datiert auf 1711.
Der Karner im Inneren der Kirchenburganlage ist eine zweigeschossige gotische Anlage mit rechteckigem Grundriss. Obwohl um 1975 umfassend verändert, zeigt das Gebäude noch mehrere vermauerte Öffnungen und Fugen, die den Schluss nahelegen, dass es sich hierbei um ein Nachfolgegebäude der ursprünglichen Kapelle handelt. Das Untergeschoss zeigt noch ein Tonnengewölbe.
Im Inneren des Karners befinden sich ein spätgotischer Erbärmdechrist sowie ein derber Ölberg um 1500.
Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite verweise ich auf
Quellen
sowie auf den Kunstführer: Kirchenburg Geburt Mariens Hannberg, 2.Auflage, Verlag Schnell & Steiner Regensburg: 2005
Stand 30.10.2012 22:35:44 Uhr