Der Ort Dormitz feiert seine Ersterwähnung für das Jahr 1142, als ein "Sigefridus de dorenbenze" in einer Bamberger Urkunde als Zeuge benannt wird. Die Deutung "Dornbenz" = "Dornenwiese" ist durchaus umstritten und konkurriert mit der These einer slawischen Herkunft.
Die mittelalterlichen Grundherrschaftsverhältnisse für Dormitz verteilen sich auf die Reichsstadt Nürnberg, die hier dem Waldamt Sebaldi Besitzrechte einräumte, das Bistum Bamberg (Kloster Neunkirchen) und das Markgraftum Bayreuth-Kulmbach. Die Zugehörigkeit zum Waldamt führt zu Sonderrechten bei der Waldnutzung (Entnahme von Bau- und Heizholz) durch die Einwohner, die bis heute andauern. Eine Nürnberger Polizeiordnung des späten Mittelalters limitiert die Anzahl der Gebäude auf 55.
Das Wappen der heutigen Gemeinde zeigt noch die historischen Bezüge des Ortes. Der Adlerkopf symbolisiert die Markgrafschaft Bayreuth-Kulmbach und die Reichsstadt Nürnberg; die Farben Gold und Schwarz stehen für Bamberg und der Gegensparren letztlich ist dem Familienwappen der Nürnberger Haller von Hallerstein nachempfunden, die sich insb. beim Bau der Kirche engagierten.
Die Kirche Zu unserer lieben Frau, die der Jungfrau Maria (Beatae Mariae Virginis) geweiht ist wurde wohl um 1400 errichtet und im Laufe des 15. Jhdts. zu einer Wehrkirche ausgebaut. Die erste urkundliche Erwähnung ist 1416. Weitere Bauphasen liegen um 1500 und ab 1716. Von der ursprünglich 1,35m dicken und 2,60-4,00m hohen Wehrmauern mit 3 runden Ecktürmen hat sich leider nur noch ein kleines Stück erhalten. Der Ölberg der Kirche stammt aus dem frühen 16. Jhdt. und ist eine Arbeit von Veit Wirsberger.
Der barockisierte Innenraum (mit einem barocken Hochaltar und zahlreichen neuzeitlichen Bildwerken) zeigt jedoch noch ein sattes Sammelsurium spätgotischer Kunstwerke.
Zunächst enthält die Kirche eine Reihe von Holzplastiken des 14.-15. Jhdt.: Die Kleine Pietà wird ins 14. Jhdt. datiert, ebenso das Hängekruzifix (1380-88). Die Große Pietà stammt aus der 1. Hälfte des 15.Jhdt. Die sog. Weiße Madonna stammt wohl aus dem Schwäbischen Raum um 1450. Etwa gleichzeitig (1450/60) entstand die in den jetzigen Hochaltar intgrierte Marienstatue. Um 1500 entstand die Figur des Beters von Dormitz, der vermutlich einen wohlhabenden Nürnberger Bürger (Kunz Horn?) in der Gestalt Matthäus des Zöllners zeigt.
Spätere Holzarbeiten zeigen die Heiligen Nikolaus (mit drei Kugeln) und Wolfgang (mit Kathedrale). Diese stammen wahrscheinlich vom Meister des Martha-Altars in St. Lorenz, Nürnberg; frühes 16. Jhdt. Vom selben Künstler stammt das Relief des Tods Mariens, vermutlich in der Phase 1510-15. Ebenfalls ins frühe 16. Jahrhundert fällt die Entstehung der Lindenholzplastik der Anna Selbdritt. Evtl. handelt es sich dabei sogar um ein Werk Tilman Riemenschneiders.
Die Kirche in Dormitz beherbergt zwei Viererreihen von Holzreliefs: Die Passion Christi von ca. 1523 stammt ebenfalls vom Meister des Martha-Altars. Die Marienreliefs von ca. 1525 hingegen sind ungeklärter Provenienz und werden daher von einigen Experten Veit Stoß zugerechnet.
Weitere gotische Elemente im Innenraum sind zwei Tafelbilder Wolf Trauts aus der 1. Hälfte des 16.Jhdt. (Anna und Joachim unter der Goldenen Pforte; Joachim vor dem Engel) und die Glasmalereien Veit Hirsvogels nach Vorlagen Dürers (1503).
Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen und auf die liebevoll gepflegte Seite der Gemeinde Dormitz verwiesen. |