Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
 

Streitberg - Burgruine Neideck

Burgruine Neideck Die Burgruine Neideck - im Wiesenttal nahe Streitberg - wird oft als Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz bezeichnet. Zumindest handelt es sich bei der Neideck um die größte und bedeutendste mittelalterliche Burganlage in der Region (ca. 140x200m).

Die Besiedlung des strategisch günstig gelegenen Bergsporns geht bis in die Bronzezeit zurück. Aus karolingischer Zeit sind Pfostenspuren eines Hauses Typ Warendorf in der inneren Vorburg überkommen - sowie Funde von Emailfibeln und Keramikscherbe. Eine Befestigung während dieser Zeit kann jedoch nicht gesichert angenommen werden.

Wie weiter unten gezeigt wird, befindet sich bereits in salischen Zeiten eine Burganlage an dieser Stelle (Wohnturm, Teile der Ringmauer sowie ein steinernes, rechteckiges Haus in der Vorburg).

Jedoch lässt sich erst für 1219 eine Burg Neideck im Besitz derer von Neideck schriftlich fassen. In dieser Phase entsteht die Dreiteilung in äußere sowie innere Vorburg und Hauptburg an der Spornspitze. Es entstehen u.a. ein langgestreckter Wohnturm auf der Spitze, und der fast quadratische Bergfried. Der Torbau der Hauptburg beherbergt im Obergeschoss die Kapelle.

Mit dem Übergang in die Hände der hochadligen Schlüsselberger Mitte des 13. Jhdts. unter Ulrich III von Schlüsselberg erlebt die Neideck ihren Bedeutungsaufschwung. Es ist Konrad von Schlüsselberg selbst, der sie 1312 für sich allein erhält und zur Festung ausbaut. Aus dieser Phase stammen die Reste des markanten Wohnturmes.

Im Krieg der Bistümer Würzburg und Bamberg sowie der Nürnberger Burggrafen gegen die Schlüsselberger - wegen der Errichtung einer Mautstelle im lukrativen Wiesenttal durch Konrad - wird die Burg 1347 belagert, eingenommen und in Brand gesteckt. Dabei findet Konrad von Schlüsselberg durch ein Blidengeschoss den Tod.

An die Schlüsselberger Phase schließt eine Bamberger Zeit an, in der die Bischöfe hier ein Amt einrichten und die Burg neu aufbauen - weshalb die meisten heute erhaltenen Mauern aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert, teilweise jedoch noch aus der Zeit um 1500 stammen. Auch im Bereich der Hauptburg gibt es Umbauten - es entsteht ein Nebengebäude, das u.a. die Kapelle beherbergt und mit dem Wohnturm durch ein gemeinsames Treppenhaus verbunden ist.

Im Zweiten Markgrafenkrieg wird sie 1553 durch Truppen Brandenburg-Kulmbachs eingenommen und zerstört. Danach wird sie nicht mehr aufgebaut, teilweise als Steinbruch genutzt ("Neideck-Marmor") und der Amtssitz ins nahe Ebermannstadt verlegt.

Torbereich der äußeren Vorburg der Neideck Die Anlage hatte nur einen direkten Zugang über das Haupttor zur Vorburg, an das sich ein weiteres Vortor anschloss. Vom umgebenden Wehrgraben ist noch die grobe Struktur zu erkennen. Die Reste des Torbaues stammen aus einer Bauphase um 1400.

Schildmauer der Neideck Schildmauer der Neideck Die erhaltenen Reste der Schildmauer stammen vom Wiederaufbau der Burg nach der Zerstörung von 1347. Zu erkennen sind noch Reste eines vorspringenden Turmes in der Mitte. Es wird vermutet, dass die Burg nach den Erfahrungen der Belagerung gezielt auf die Abwehr einer Blidenbelagerung optimiert wurde.

Rundturm auf der Neideck Brustwehr der Neideck Im Vergleich zur Schildmauer ist die Ringmauer (Brustwehr) der restlichen Vorburg deutlich niedriger ausgeprägt. Die gezeigten Zinnen wurden "nach gleichzeitigen Vorbildern" bei der Sanierung ergänzt. Die Rundtürme der Vorburg stammen als Artilleriestationen vom Ausbau der Anlage um 1500 herum.

Salischer Wohnturm auf der Neideck Eine Besonderheit sind Reste eine salischen Wohnturmes (also aus dem 11.Jhdt.). Dabei handelt es sich um einen Rundturm mit einem Durchmesser von etwa 10 Metern - und einer vermuteten Höhe von bis zu 30 Metern. Damit gehört er zu den größten Wohntürmen in ganz Franken.

Torbereich der Hauptburg der Neideck Der Hauptbereich der Burg auf dem Sporn wird auch heute noch über eine Holzbrücke erreicht, die sich an Stelle des mittelalterlichen Vorgängers befindet. Der Graben wurde im späten 12. / frühen 13. Jhdt. angelegt. Die Ruine des Torturms stammt aus der Bauphase des Wiederaufbaus nach 1347.

Wohnturm der Neideck Aborterker im Wohnturm der Neideck Dominiert wird die Hauptburg zunächst vom Wohnturm, der in seiner heutigen Form ebenfalls aus der Wiederaufbauphase nach 1347 stammt - und auf dem Fundament des Vorgängerbaus aus dem 12. Jhdt. aufsetzt. Ein weiteres steinernes Geschoss ist gesichtert anzunehmen - es wird aber sogar vermutet, dass sich ein weiteres Fachwerkgeschoss anschloss, so dass die ursprüngliche Höhe dieses Turms im Bereich von 18-20 Metern liegt. Vom relativen Luxus dieses Wohnturmes zeugen noch die Aborterker, bei denen sogar teilweise noch die Kragsteine erhalten sind.

Reste der Kapelle auf der Neideck An den Wohnturm schließt sich die Kapelle an, die erst um 1500 herum errichtet wurde - aber nur unwesentlich vom Schlüsselberger Vorgängerbau entfernt.




Reste des hochmittelalterlichen Bergfrieds der Neideck Ein ausgegrabenes Stück der Mauer des hochmittelalterlichen Bergfriedes, der nach der Zerstörung 1347 nicht wieder aufgebaut wurde, zeigt die Ausmaße dieses Bauwerks. Vermutlich hatte er eine Höhe von ca. 22-25 Metern und war damit höher als das eigentliche Wohnhaus der Hauptburg.

Zisterne auf der Neideck Unmittelbar an die Reste des Bergfrieds schließt sich eine einfache Zisterne an, die zur Wasserversorgung auf der Burg diente.





Aus der Bambergischen Phase sind Angaben über die Besatzung der Neideck erhalten. So wurde die Burg 1348 bei der Übernahme mit folgender Mannschaft bestückt:
  • 3 Wächter
  • 1 Geschützmeister
  • 5 Burgmannen
  • weitere reisige Knechte

Die entspricht wohl ungefähr 20 kampffähigen Mann. In Friedenszeiten wurde die Besatzung im 15.-16. Jhdt. zeitweise sogar auf nur 5 Mann heruntergefahren. Im Bauernkrieg saßen 13 Mann auf der Neideck, im Zweiten Markgrafenkrieg 37. So ist es nicht verwunderlich, dass die offenbar militärisch uninteressant gewordene Anlage 1553 kampflos an die etwa 500 Kopf starke markgräfliche Truppe fällt.

Archäologische Befunde zeigen, dass die Burg bereits im 13. Jhdt. überwiegend verglaste Fenster aufweist. Gotische Maßwerkkacheln und zahlreiche Kleinfunde, die vom hohen Lebensstandard auf der Burg zeugen, können im Pfalzmuseum Forchheim bestaunt werden.

Zur Versorgung der Burg dienten die Wirtschaftsgebäude in der äußeren Vorburg (Ställe, Fischhaus, Backofen) und Lieferungen aus dem Umland: Vieh, Vögel, Geflügel, Zwiebeln, Erbsen, Mehl, Butter, Salz und Fische wie Lachs (!), Hering, Stockfisch und Karpfen. Zahlreiche umliegende Wirtschaftshöfe gehörten direkt zur Burg, wie auch das Fischereirecht in der Wiesent und das Jagdrecht in den umliegenden Wäldern. Gleichfalls überliefert ist die Pferdehaltung auf der Neideck. Der zugehörige Stechanger befand sich bei Reizendorf im Ahorntal.


Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen verwiesen.


Stand 28.12.2016 21:49:57 Uhr